LET´S TALK ABOUT MEHRWEG – DAS INTERVIEW | Teil 2

Let´s talk about MEHRWEG | Teil 2

Im Gespräch mit Werner Bender – Geschäftsführer der Heuchelberg Weingärtner – Botschafter & Experte für Mehrweg in der Weinbranche

In unserem „about MEHRWEG“ Teil 1 sprachen wir über die verschiedenen Aspekte wie es in der Vergangenheit zum Mehrwegsystem kam. Vielleicht erinnern sich noch einige Leser, dass jede Winzergenossenschaft und jedes Weingut seine eigene Spülanlage hatte, die natürlich nicht 100%ig ausgelastet war. Heute möchten wir uns um die Gegenwart des MEHRWEGS tummeln und stellen auch schon unsere erste Frage.

Heuchelberg Weingärtner: Seit wann werden nun schon die 1-Liter-Mehrwegweinflaschen ZENTRAL gespült?

Werner Bender: 1997 wurde das genossenschaftliche Spülzentrum in Möglingen (Kreis Ludwigsburg) in Betrieb genommen. Damit wurde ein zentraler Punkt geschaffen, an dem auf wirtschaftliche Weise die Flaschen gespült werden und eine bessere Maschinenauslastung gegeben ist.

Heuchelberg Weingärtner: Von wie vielen Umläufen einer Mehrweg-Weinflasche geht man aus?

Werner Bender: Man spricht von bis zu 50 Umläufen – natürlich ist das stark abhängig vom Umgang mit der Flasche an sich und der Rückgabedisziplin der Verbraucher.

Glas ist ein sensibles Material – alle Beteiligten in der Produktions- und Verbraucherkette müssen sorgsam mit diesem Material umgehen. Außerdem muss aktiv für die Rückführung in den MEHRWEG-Kreislauf gesorgt werden.

Die Bruchgefahr bei den relativ dünnwandigen und leichten Weinflaschen ist bei der Abfüllung dadurch reduziert, dass hierbei mit einer weit geringeren Geschwindigkeit gefahren wird als zum Beispiel bei der Abfüllung von Mineralwasser.

Heuchelberg Weingärtner: Wie viel Wein wird denn ungefähr in der 1,0-Liter-Mehrwegflasche vertrieben?

Werner Bender: Auch, wenn die 1,0-Liter-Mehrwegflasche in den letzten Jahren an Bedeutung verloren hat, hat sie nach wie vor einen Anteil von ca. 40% innerhalb der württembergischen Genossenschaften – das heißt von allen Flaschenarten, die wir in den württembergischen Genossenschaften abfüllen, sind aktuell ca. 40% Mehrwegflaschen.

Heuchelberg Weingärtner: Was bedeutet dieses Mehrweg-SYSTEM für die Weinbranche in Württemberg zur Zeit und gibt es dieses System auch außerhalb von Württemberg?

Werner Bender: Der Mehrweg-Gedanke im Weinbereich ist noch nicht flächendeckend in ganz Deutschland etabliert. Hier ist also noch großes Potential vorhanden und der Ausbau der Mehrwegmöglichkeiten aufgrund des enorm hohen Energiebedarfs bei der Produktion von Neuglas und damit verbundenen Verfügbarkeitsproblemen dringlicher den je!

Heuchelberg Weingärtner: Was sind die Herausforderungen?

Werner Bender:

  1. Der geringe Pfandwert in Höhe von 5 Cent (manchmal auch noch weniger) in Relation zum Aufwand für die Rückführung bietet wahrscheinlich einen zu geringen Anreiz für das Zurückbringen, wenn man dies mit dem Einweg-Pfand für Flaschen/Dosen von meist 25 Cent vergleicht.
  2. Überregional stellt eine Rückgabe durch die dort weniger verbreiteten Rückgabestellen für den Verbraucher eine erhöhte Hürde dar.
  3. Werden weniger Mehrwegflaschen zurückgegeben steigt im Rückschluss der Bedarf an Neuglas.

2022 haben die Genossenschaften in Württemberg einen vereinten Aufruf an ihre Kunden und Endverbraucher gestartet, um die noch vorhandenen Mehrwegflaschen wieder in den MEHRWEG-Kreislauf zurückzuführen. Die Dringlichkeit, die 1,0-Liter-Mehrwegflaschen zurückzubringen besteht weiterhin, denn die Neuglasbeschaffung gestaltet sich zunehmend schwierig. Einige Glashütten haben Werke zwangsläufig geschlossen, weitere Werke mussten die Produktion wegen Mangel an Rohstoffen und hohen Energiepreisen herunterfahren und wieder andere Werke sind nun mit der konzentrierten Anfrage überlastet.

Heuchelberg Weingärtner: Hilft also alles „nichts“ – es muss ein UMDENKEN in unseren Köpfen stattfinden und von dort aus JEDER IN AKTION gehen, optimaler Weise in eine gemeinsame Richtung!

Mehrweg lebt mit jedem Einzelnen von uns – Mehrweg lebt nur als Gemeinschaftsprojekt!

Deshalb MOVE FOR NATURE – Bewegen Sie Ihre Einstellung!

LET´S TALK ABOUT „MEHRWEG“ – DAS INTERVIEW | Teil 1

LET´S TALK ABOUT „MEHRWEG“ Teil1

Im Gespräch mit Werner Bender – Geschäftsführer der Heuchelberg Weingärtner – Botschafter & Experte für Mehrweg in der Weinbranche

Mehrweg gibt es nicht erst seitdem Umweltschutz und Ressourcenschonung groß geschrieben werden!

Unsere Eltern & Großeltern kauften beim Erzeuger ihres Vertrauens um die Ecke, da gab es vieles abgepackt und abgefüllt in Gläsern bzw. Glasflaschen, die man gereinigt beim nächsten Einkauf zurückbrachte.

Mehrweg bewegt uns Heuchelberg Weingärtner logischerweise direkt im Bereich WEIN – Was ist unser Beitrag zum Thema MEHRWG?

Im Gespräch mit Werner Bender beleuchten wir verschiedene Aspekte wie es zum bestehenden Mehrwegsystem kam.

Heuchelberg Weingärtner: „Herr Bender, seit wann gibt es das 1L-Weinflaschen-MehrwegSYSTEM in Württemberg bzw. Deutschland schon?“

Werner Bender: „Kurz gesagt das SYSTEM gibt es schon seit den 70er Jahren! MEHRWEG – seit dem Flaschen als Gebinde auf den Markt kamen. Von Anfang an war der Ressourcen-Gedanke präsent. Damals waren die Flaschen standardisiert und man musste mit den Ressourcen sparsam umgehen, da es keine üppige/inflationäre Produktion und Verfügbarkeit von Flaschen gab. Vornämlich kauften die damaligen Kunden ihren Wein direkt beim jeweiligen Erzeuger oder Abfüller und gaben die leeren Flaschen dort beim nächsten kauf wieder ab. Diese konnte dann der Abfüllbetrieb direkt wieder spülen und neu befüllen. Somit war insbesondere das Problem der Beschaffung von neuen Flaschen deutlich gemildert!“

Heuchelberg Weingärtner: „Die Weinflasche kam also zum Erzeuger direkt zurück, wie war die weitere Vorgehensweise – wie können wir uns das vorstellen?“

Werner Bender: „Sowohl JEDES einzelne Privatweingut als auch JEDE einzelne Genossenschaft hatte ihr EIGENES Spülsystem. Die Weinflaschen wurden innen und außen gespült, alte Etiketten falls vorhanden dabei entfernt und im weiteren Verlauf wieder mit Wein befüllt, etikettiert und meist im näheren Umkreis vermarktet. Transportiert wurden damals die Weinflaschen in Holzkisten.“

Heuchelberg Weingärtner: „Das hört sich nach einem großen zeitlichen, finanziellen als auch personellen oder maschinellen Aufwand für JEDEN einzelnen Weinerzeuger an! Nachdem in den 1960er Jahren die ersten Supermärkte eröffneten, konnten die Verbraucher fern ab vom Erzeuger dessen Produkte erwerben, wie sah es hier mit Wein in der 1 Liter MEHRWEG-Weinflasche aus?“

Werner Bender: „Der Handel tat sich anfänglich mit dem Mehrwegsystem aufgrund der Holzkisten sehr schwer – erst als dann in Baden Württemberg in den 1970er Jahren die rote Mehrwegkunststoffkiste (kurz „KUKA“) auf den Markt kam, nahm die Bereitschaft zu, Weine in der Mehrwegflasche und in der Mehrwegkunststoffkiste ins Sortiment zu integrieren. Die KUKAs waren im Gegensatz zu den Holzkisten leicht, besser stapelbar, unempfindlicher und spülbar! Vor allem im Lebensmittelhandel wurde nun auch mehr Wein aufgenommen und verkauft.“

Heuchelberg Weingärtner: „Auch wir bedienen die Nachfrage unserer Privat- und Handelskunden mit einem breiten Weinsortiment in der 1,0-Liter-Mehrwegflasche umfänglich – nicht zu Letzt mit der MOVE FOR NATURE-Serie, die eigens dafür konzipiert wurde, die Verbraucher zu nachdrücklich mehr Bewegung hin zum MEHRWEG-Genuss zu aktivieren!“